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AutorenbildSami Götz

Ironman Hawaii - Die Story


Ironman Hawaii, Queens K Highway

Foto: Mike Schifferle

Mit bereits etwas Abstand blicke ich noch immer sehr gerne zurück auf den Ironman Hawaii. Gut, so rasch vergisst man auch ein solches Erlebnis nicht.

Der Weg nach Hawaii

Die Qualifikation für die Ironman Weltmeisterschaften holte ich mir bei meinem ersten Ironman auf Lanzarote. Die Chance beim berühmtesten Triathlon der Welt dabei zu sein, wollte ich mir natürlich nicht entgehen lassen. Aber einfach nur dabei sein, wollte ich nicht. Ich hatte genügend Zeit, mich gezielt auf den Wettkampf vorzubereiten und habe die ganze 2. Saisonhälfte angepasst und liess den geliebten Inferno Triathlon aus.

Zu wissen, dass jede Trainingseinheit dem Wettkampf in Kona galt, half enorm und die Motivation und die Leidensbereitschaft waren sehr gross. Somit verlief alles wie geplant und ich konnte in einer Top-Form nach Hawaii reisen

Die Woche davor

Dieses Hawaii liegt ja bekanntlich nicht gleich um die Ecke und so nahm ich, zusammen mit meiner Freundin Meli und ihren Eltern, die lange Reise auf mich. Meine weiteste Reise überhaupt und zum ersten Mal über den grossen Teich.

Die grösste Erleichterung nach einem Flug ist jeweils, wenn das Velo zum ersten Mal rollt und dies hat einwandfrei geklappt. Einzig das Portemonnaie hat es nicht auf die Insel geschafft, doch dies ist eine andere Geschichte ;-)

Eine Tapering-Woche zuhause zu verbringen ist immer etwas einfacher, als wenn man das Paradies vor der neuen Haustüre hat und den unnötigen Energieverbrauch in Grenzen halten sollte. Dennoch habe ich eine gute Mischung aus den letzten Trainingseinheiten, tollen Strandausflügen mit Ferienstimmung gefunden.

Für meinen Laufrad-Sponsor DT Swiss durfte ich vor Ort ein geniales Fotoshooting und einen Videodreh miterleben. Neben viel Spass mit der Crew, konnte ich auch die Strassen abseits der Ironman Wettkampfstrecke erkunden und sehen, was die Insel neben dem Highway nach Hawi noch zu bieten hat.

Vor nackten Zahlen der Ironman Strecke (3.8km – 180km – 42.2 km) habe ich nach wie vor den Respekt nicht verloren, auch wenn ich bis vor dem Rennen in Hawaii zumindest wusste, dass ich das schon einmal geschafft hatte. Die grosse Hitze und die hohe Luftfeuchtigkeit beschäftigten mich noch zuhause in der Schweiz enorm. Jedoch reiste ich mit der Einstellung nach Hawaii, dass mir diese nichts ausmachen werden. Diese Haltung behielt ich die ganze Vorwoche und somit konnte mich das mental nicht zusätzlich belasten.

Race Day

Relativ locker ging ich am Samstagmorgen an den Start. Nach dem Start-Knall bei den Profis machte ich mich auf den Weg zum Wasserstart. Ich versuchte mich weit vorne einzureihen, in der Hoffnung, eine gute Gruppe zu erwischen. Auf einmal ging es los und das Waschmaschinen-Feeling war da. So enorm habe ich das zuvor noch nie erlebt. Es waren so viele Schwimmer um mich herum und ich hatte irgendwie anfangs keine Ahnung, in welche Richtung wir schwammen. Aber ich konnte mich jeweils gut positionieren und mich über weite Strecken im Wasserschatten aufhalten.

Foto: Tom Schlegel

Nach unter einer Stunde kam ich aus dem Wasser, somit war ich voll auf Kurs. Ein wenig rumgeirrt bin ich in der Wechselzone, da ich in die falsche Reihe abgebogen war und mein Velo nicht gleich auffinden konnte. Dann ging es raus auf die lange zweite Disziplin. Die Leistungsdichte war enorm hoch, weshalb natürlich auch viele andere Athleten um mich herum waren. Es war nicht ganz einfach, eine gute Position zu finden, sodass ich auch wirklich fair fahren konnte. Doch es war möglich, sich an die 12-Meter-Regel zu halten, ich musste mich dafür aber hinter der langen Gruppe aufhalten. Leider verpasste ich es auf die vorderen aufzufahren, als sich das Feld teilte. So war ich gezwungen, die Spitze der neuen Gruppe anzuführen, wobei ich so endlich meine Pace fahren konnte. Der Wind ärgerte mich auf dem Weg nach Hawi überhaupt nicht besonders. Kurz vor dem Wendepunkt konnte ich meine Position etwas einordnen, da wir uns dort gegenseitig kreuzten. Beim Wendepunkt fühlte ich mich überhaupt nicht so, wie wenn ich bereits 100 km gefahren wäre und das war genau auch der Plan. Ich wollte vor allem in der zweiten Hälfte etwas aufdrehen können. Dies tat ich nun ganz alleine und überholte viele Athleten auf dem Rückweg nach Kona. Zweimal konnte ich mich verbal nicht zurückhalten, als ich beobachtete, wie eine Dreier-Gruppe absichtlich Rad an Rad fuhr und der hinterste jeweils mit einem Rundum-Blick kontrollierte, ob ein Race Marschall unterwegs war. Doch da ich alleine wie im Flug an der Gruppe vorbeizog, sagte ich mir, dass ich die Energie nicht unnötig verschwenden sollte und fokussierte mich wieder auf meinen Körper und meine Leistung. Kurzzeitig rechnete ich mal meine grobe Durchschnittsgeschwindigkeit aus und die lag da knapp unter 40 km/h – so schnell war ich in meinem Leben noch nie unterwegs. Ok, ich fahre auch sehr selten auf einem abgesperrten Highway. Auf jeden Fall fühlte ich mich in bester Verfassung, wusste aber, dass die grösste Prüfung noch anstand.

Schwups und schon wechselte ich in die Laufschuhe. Die Stimmung am Strassenrand war enorm mitreissend und ich hatte wirklich Mühe, nicht allzu schnell anzulaufen. Langsam fing ich an, die feuchte Luft und die Hitze zu spüren. Mental war die erste Schleife relativ einfach, da ich auch zwei Mal Meli und ihre Eltern am Streckenrand sah und dann später auf der Palani Road die Stimmung wieder enorm gut war. Danach ging es wieder auf den Highway, diesmal mit weniger Fahrtwind als auf dem Velo. An jedem Verpflegungsposten war «hamstern» angesagt: Ich versuchte jegliche Kühlmöglichkeit an mich zu reissen, um die Körperkerntemperatur irgendwie nicht explodieren zu lassen. Anders als bei anderen Wettkämpfen hatte ich die aktuelle Kilometerzahl nie im Kopf. Es ging immer um den Moment und um die nächste Verpflegungsmöglichkeit. Irgendwann bog ich ins berühmt-berüchtigte Energy Lab ab, wo keine Zuschauer mehr sein durften. Ganz absichtlich hab’ ich diesen Abschnitt im Vorfeld nicht aufgesucht und dort nicht trainiert, denn ich war der Meinung, dass ich mir dadurch keinen Vorteil verschaffen könnte und eher noch zu viele Gedanken darüber verlieren würde. Ja, es war lange und ja, es war hart, aber es ging vorbei. Erst dann auf den letzten 12 Kilometern, auf dem Rückweg über den Highway, hatte ich richtig zu kämpfen. Mental war es von nun an auch schwieriger, den Fokus nicht zu verlieren und ich begann, auf die Uhr zu schauen und innerlich die Kilometer zurückzuzählen. Die Abstände von Verpflegungsposten zu Verpflegungsposten fühlten sich immer grösser an – ich begann zu leiden. Acht Kilometer vor dem Ziel rechnete ich mal die Zeit aus und mir wurde bewusst, dass ich eine Endzeit von unter 9 Stunden schaffen könnte. Diese Erkenntnis trieb meine Motivation enorm nach oben und ich mobilisierte die letzten Kräfte. Dennoch nahm ich mir die nötige Zeit, um ordentlich zu verpflegen und zu kühlen. Je näher ich dem Ziel entgegenkam, desto knapper wurde es mit dem Sub-9. Es wurde sogar so knapp, dass ich den Zieleinlauf kein bisschen genoss und ich wie durch einen Tunnel hindurch auf die Ziellinie lief. Kaum über der Ziellinie wanderte mein Blick gleich auf meine Uhr am Handgelenk und mein erster Gedanke: «Shit, 5 Sekunden darüber». Danach drehte ich mich zur offiziellen Anzeige um, in der Hoffnung, dass ich beim Start mind. fünf Sekunden zu früh den Startknopf gedrückt hatte – Fehlanzeige: Sami Götz 09:00:04. Ich konnte es im ersten Moment kaum fassen und ärgerte mich über diese fünf Sekunden. Der Smalltalk mit den beiden Helfern, die mich stützend aus dem Zielbereich führten, half jedoch, um die momentane Enttäuschung in eine riesige Freude umzuwandeln.

Ich hab’s also geschafft und konnte bei meinem schlussendlich wichtigsten Wettkampf der Saison, meine beste Leistung abrufen.

Von da an freute ich mich einfach nur auf die kommenden Tage mit Meli und ihren Eltern. Wir verbrachten danach eine ganz tolle Woche auf Kauai in einem Beachhouse! «Dankä eu vilmol fürs Mitcho, Mitfiebere und s’Unterstütze!»

Foto: Nick Staggenborg

Etwas Abstand

Mit etwas Abstand habe ich meine Leistung auf Big Island analysiert und weiss, woran ich arbeiten muss, um weiter zu kommen. Analyse hin oder her: Ich bin nach wie vor enorm motiviert, diesen Weg weiter zu gehen.

Zeiten


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