Die letzten zwei schwierigen Jahre
Zwei Jahre ist es nun her, seit ich zum letzten Mal an einer Startlinie gestanden bin. Mit viel Schwung, Selbstvertrauen und Motivation bin ich aus der Saison 2022 gekommen. In dieser Saison habe ich den Schritt von der Amateur- in die Profi-Kategorie gewagt und wollte unbedingt dort anknüpfen und mich sportlich weiterentwickeln.
Um mehr Zeit für die sehr traininingsintensive Sportart und deren Erholung zu erhalten, konnte ich mein Arbeitspensum beim Kanton Zürich etwas reduzieren. Ich konnte viele tolle Partner:innen und Sponsoren für mein erstes (Semi-)Profijahr gewinnen. Diese Partnerschaften haben mir nochmals mehr Motivation gegeben, da dies für mich mehr Freiheit für die Trainings-, Trainingslager- und Wettkampfgestaltung bedeutet hätte. Leider kam es anders und ich habe viel Zeit (und auch Geld) in meine Genesung investiert, da ich während dem gesamten Jahr 2023 mit einer Avulsionsverletzung im Leistenbereich zu kämpfen hatte. Obwohl es natürlich ein grosser Dämpfer für meine Wettkampfpläne war, war ich nicht minder motiviert in der Physiotherapie, auf dem Yogamätteli oder im Kraftraum. Ich wollte unbedingt diese Phase überwinden und war mir sicher, dass ich danach wieder 100% zurückkommen würde und bald wieder ins Wettkampfgeschehen eingreifen könnte.
Gegen Ende der Saison 2023 ging es endlich in eine gute Richtung und ich konnte langsam wieder mit (leichtem) Training in allen drei Disziplinen beginnen. Ich war rasch wieder im Trainingsmodus und konnte bereits wieder erste Fortschritte machen, was für die Motivation Gold Wert war. Ich schmiedete bereits erste Pläne für die Saison 2024 und war überzeugt, dass ich endlich dort weiterfahren kann, wo ich 2022 aufgehört habe. Es kam aber anders und mein Körper machte mir auf eine andere Weise einen Strich durch die Rechnung. Ein Infekt, sehr wahrscheinlich Corona, machte sich bei mir breit und davon erholte sich mein Körper sehr lange gar nicht. Den Winter hindurch konnte ich aufgrund von stetigen Gliederschmerzen überhaupt nicht trainieren. Es war ein erneuter Schuss vor den Bug. In Sachen Fitness verlor ich natürlich bereits sehr viel während über einem Jahr ohne konstantes Training, aber dafür habe ich an Resilienz gewonnen. Ich war selber überrascht wie positiv ich blieb und immer daran glaubte, dass diese Symptome wieder weggingen und ich endlich wieder zurück zum geregelten Trainingsalltag kommen kann.
Zwischenzeitliche Hoffnung
Im Februar 2024 kam dann endlich die Erlösung und die Symptome gingen langsam weg und ich steigerte meinen Trainingsumfang schrittweise. Nach einigen Wochen verspürte ich überhaupt keine Beschwerden mehr und ich dachte, dass ich komplett über dem Berg sei.
Nach neun soliden Trainingswochen kippte es von heute auf morgen und die Symptome meldeten sich zurück - wieder kein Training möglich. Diesmal hat es mich mental erstmals so richtig zurückgeworfen. Bisher ging es immer irgendwie vorwärts, wenn auch sehr langsam. Nun war ich überhaupt nicht darauf vorbereitet, dass diese Sache wieder zurückschlagen würde. Das Vertrauen in meinen Körper war weg.
Wieder kein Training für ganze sechs Wochen. Danach ging es wieder aufwärts und ich erlebte im Juni sogar noch eine tolle Trainingswoche im Trainingsparadies Engadin. Aber nach sechs Wochen war erneut Schluss und die Symptome kamen zurück.
Ich kann mir nicht vorwerfen, dass ich nicht auf die körperlichen Signale gehört hätte oder zu schnell zu viel wollte. Ich war immer unglaublich geduldig und wollte nichts mehr wie einfach wieder regelmässig Sport zu machen und natürlich im besten Fall es wieder „Training“ zu nennen.
Wie oben beschrieben, sind nun zwei Jahre vergangen, in denen ich den Traum vom Triathlonsport auf höchster Stufe nicht lebe, sondern diesem gefühlt hinterher renne ohne überhaupt rennen zu können. Ich wollte mein Potenzial in dieser schönen Sportart mit meinen Ressourcen und Möglichkeiten, die mir zur Verfügung stünden, voll ausschöpfen und dies noch einige Jahre.
Während meiner zweijährigen Zwangsabwesenheit hat sich der Triathlon noch viel weiter entwickelt, die Leistungsdichte hat zugenommen, Streckenrekorde werden gebrochen und in jeglichen Bereichen wird an noch mehr Schräubchen gedreht. Gerne wäre auch ich in der Lage, an meinen eigenen Schräubchen zu drehen, doch so weit kam es leider nie. Als Zuschauer und auch als Triathloncoach verfolge ich die Leistungsentwicklung mit Freude, aber als gesundheitlich angeschlagener Athlet, der sich immer weiter weg bewegt, tut es natürlich schon weh, nicht in die selbe Richtung hinarbeiten zu können.
Das wars
Für mich ist ganz klar, dass ich wieder 100% gesund werden muss und mein Leben lang Sport treiben möchte. Daran arbeite ich weiterhin. Doch schweren Herzens verabschiede ich mich an dieser Stelle vom Leistungssport. Mein Plan war es immer, Leistungssport bis zu einem gewissen Zeitpunkt zu betreiben und danach mit Freude in den Hobbysport zu wechseln. Gewünscht hätte ich mir natürlich, dass ich diesen Zeitpunkt selber bestimmen hätte können.
Danke!
An dieser Stelle möchte ich mich von Herzen bei all den Menschen bedanken, die mich in den vergangenen Jahren auf meinem Weg im Leistungssport begleitet und unterstützt haben. Ohne euch wäre vieles nicht möglich gewesen. Ein besonderer Dank geht an meine Sponsoren und Partner, die mir nicht nur finanziell oder materiell, sondern auch mit ihrem Vertrauen und ihrer Unterstützung den Rücken gestärkt haben, auch in den schwierigen letzten Zeiten. Ihr habt mir mehr Freiheit gegeben, meinen Sport mit vollem Einsatz zu verfolgen, und dafür bin ich unglaublich dankbar.
Triathlon ist eine Einzelsportart und ich habe es geliebt den Fokus vollkommen bei mir zu haben und mich in den Trainingseinheiten zu pushen. Genauso habe ich es gemocht, mit unterschiedlichen Trainingspartner:innen zu trainieren und die gemeinsame Leidenschaft zu teilen. Danke allen, die mich im Wasser, auf dem Velo oder zu Fuss begleitet haben.
Ein grosses Merci gehört auch meinem Coach Mario. Leider haben wir es nie gemeinsam an eine Startlinie geschafft, aber ich darf dennoch viel Positives und Lustiges von unseren Gesprächen mitnehmen, auch wenn wir gemeinsam lieber über Wettkämpfe und Trainingsinhalte gesprochen hätten.
Ebenso möchte ich mich bei meinen Eltern bedanken, die mich immer meine Wege haben gehen lassen und mich bei allem unterstützt haben.
Ganz besonders bedanke ich mich bei meiner Partnerin Meli, die mich bei fast jedem Wettkampf begleitet hat und nicht einfach nur Verständnis für meine Leidenschaft hatte, sondern selber immer leidenschaftlich dabei war und die bessere Kennerin der Triathlonszene ist wie ich.
Ohne euch alle wäre dieser Weg, mit all seinen Herausforderungen, nicht zu meistern gewesen. Dafür danke ich euch von Herzen!
Und jetzt?
Vermissen werde ich all das wahrscheinlich schon. Wie es genau nach dem Ende meiner aktiven Karriere weitergeht, ist noch offen. Sicher ist, dass ich weiterhin beim Sportamt Kanton Zürich arbeite und mich gemeinsam mit meinen Kolleg:innen mit Begeisterung für den Sport im Kanton Zürich engagiere. Meiner Leidenschaft Triathlon bleibe ich ebenfalls treu und werde als Mitgründer der Firma Day X Coaching GmbH auch weiterhin als Coach meine Erfahrungen an meine Athlet:innen weitergeben und sie auf dem Weg zu ihren Zielen begleiten.
Es war eine sehr schöne Zeit und bin froh, so viele wunderbare Momente mit tollen Menschen erlebt zu haben.
Die Momente bleiben in Erinnerung und die Menschen gehen nicht weg.
Ich freue mich auf ein Wiedersehen mit euch.
Sportliche Grüsse
Sami
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