Premiere
Bereits letztes Jahr beschloss ich, im 2018 mein Ironman Debüt zu geben und einen weiteren Schritt zu machen. Klar habe ich bereits einige Langdistanzen im Rahmen von Gigathlon und Inferno Triathlon absolviert und dadurch auch viele Erfahrungen sammeln können. Jedoch war ich im Laufbereich über die Jahre stets etwas defensiv eingestellt und versuchte mein Laufpensum nur in kleinen Schritten zu steigern. Im Gegensatz zu einem Berglauf oder Läufen über Wald- und Feldwege und über zwei Tage verteilt, sind die abschliessenden 42 flachen und natürlich möglichst schnellen Kilometern eine grössere Belastung für den Bewegungsapparat. Dafür wollte ich gut vorbereitet sein.
Wie ich also nach 3.8km Schwimmen, 180km Velofahren und auf den flachen Marathon reagieren werde, war für mich unbekannt. Deshalb war mein primäres Ziel für den Ironman Lanzarote, diesen zu finishen. Die Gesamtzeit wäre so oder so nicht allzu interessant (im Vergleich zu andern Ironman-Veranstaltungen), da der IM Lanzarote eine anspruchsvolle Velostrecke über 2500 Höhenmeter bietet und keine schnellen Velozeiten erlaubt. Die Velostrecke war aber übrigens ein klares Pro-Argument, da ich mich auf keinen Fall mit irgendwelchen Drafting-Spielchen auseinander setzen wollte.
Erfahrung sammeln stand also im Vordergrund und nur ein DNF wäre für mich eine Niederlage gewesen.
Vor dem Rennen
Die Tage vor dem Rennen verbrachte ich zusammen mit Patrick Jaberg (er hatte vor diesem Rennen ganze 24 Ironman-Finish‘s Vorsprung ;- ) ) im Hotel Fariones direkt beim Schwimmstart, wo wir uns mit der Strecke bekannt machen konnten, gut assen und die Beine hochlagerten.
Race Day
Die Nervosität hielt sich sehr in Grenzen, aber die Vorfreude war riesig. Endlich war Renntag! Alle knapp 2000 Athleten starteten im Massenstart auf die 2 Loops à 1.9km. Das Gedränge war so gross, wie ich es noch nie erlebt hatte. Es dauerte über 5 Minuten bis ich endlich das Gefühl hatte, schwimmen zu können und komplette Armzüge auszuführen. Nach knapp einer Stunde war die erste Disziplin schon Geschichte und ich konnte mich auf die Velostrecke konzentrieren. Dabei verlief alles optimal. Über zirka 70 Kilometer fuhren wir in einer 6er-Gruppe und konnten mit wechselnder Führungsarbeit voneinander profitieren. Es wurde wirklich zu jedem Zeitpunkt fair gefahren und die 12m Abstand immer eingehalten, das hat mich richtig gefreut. Gegen Ende konnten nicht mehr alle die Gruppe halten und die letzten 30 Kilometer fuhr auch ich dann alleine. Immer im Hinterkopf den bevorstehenden Marathon, also fleissig auf die Wattzahlen achten. In der Wechselzone ging’s zügig und schon war ich auf der letzten Disziplin unterwegs. Von Anfang an kontrollierte ich meine Pace, um auf keinen Fall zu schnell anzulaufen. Die Beine fühlten sich noch relativ frisch an, aber ich wusste, dass sich dies noch ändern würde. Nach 16km, bereits auf dem Rückweg von der ersten Runde (wir liefen 1x gross und 2x klein), kam von hinten Alessandro Degasperi, der Führende, und ich liess ihn passieren. Da ich in diesem Moment meine Pace lief, nutze ich ihn als Pacemaker und konnte so über 15 Minuten von ihm profitieren.
Eine kleine Anekdote dazu: Ein Referee fuhr neben mir mit dem Velo und fragte mich, ob ich wisse, dass er der Führende sei. Mir war das klar und wunderte mich über seine Frage. Er glaubte, ich hätte eine Runde zu wenig gelaufen und ich musste mit ihm diskutieren und erklären, dass Degasperi bereits eine kleine Runde mehr gelaufen sei als ich. Er glaubte es mir nicht, ich erklärte es nochmals und noch ein drittes Mal, dann hat auch er es geschnallt.
Irgendwann lief dann der spätere Sieger auch wieder etwas schneller und ich war wieder alleine resp. auf der nächsten Runde, wo es dann schon einige Athleten mehr hatte. Nach 25 Kilometer merkte ich, dass es nicht mehr ganz so rund lief und ich mein Tempo etwas drosseln musste. Bei Kilometer 38 konnte ich im Kopf wieder einen Gang höher schalten und ich lief den Marathon nach 3:20:29 Stunden ins Ziel.
Ich war wirklich sehr zufrieden mit meiner Leistung. Es ging alles auf, alles passte zusammen, mental blieb ich immer locker, physisch hatte ich keine wirkliche Krise, das Material hat top funktioniert und auch meine Verpflegungsstrategie (danke Sponser, vor allem Ultra Competition!).
Die Quittung mit Folgen
Bei der Chiprückgabe bekam ich so eine Quittung wie im Coop nach einem Einkauf (einen Einkaufswagen hätte ich aber nicht mehr stossen wollen...) und dort stand doch tatsächlich Age Group: 1. und Overall: 37. Ich war im Moment gerade etwas aus dem Häusschen, da ich mit solch einer Platzierung nicht gerade gerechnet hatte resp. diese mir in diesem Moment auch nicht so wichtig war. Ich war einfach happy über die super Leistung.
Eine Platzierung mit Folgen. Der Age Group Sieg brachte mir nun die Möglichkeit ein, Mitte Oktober bei den Ironman Weltmeisterschaften auf Hawaii am Start zu stehen. Ein Traum vieler Age Group Athleten. Doch wovon träumte ich eigentlich? Bei mir stand die Quali überhaupt nicht im Fokus, ich wollte einfach am Tag X meine Leistung abrufen können und ein erfolgreiches Rennen zeigen. Ich wusste ja vorher nicht einmal, ob mir eine Ironman-Veranstaltung überhaupt gefällt und es das richtige ist für mich. Deshalb war die Planung bezüglich Ironman-Starts nur bis Lanzarote gedacht.
Ja, ich habe mich für den Slot entschieden und die Kreditkarte bei der Slotvergabe gezückt und das Unsummen-Startgeld bezahlt, ...
... denn ich freue mich riesig auf die bevorstehende Aufgabe, mich mit den besten Athleten der Welt auf Kona messen zu können
... denn es war eine super organisierte Veranstaltung und ich möchte auf jeden Fall wieder einen Massenstart erleben und mich mit allen Athleten auf den langen Weg begeben
... und ich will mich weiter steigern können, um an diesem Debüt anknüpfen zu können
... und Meli, meine Freundin, wird dann auch dabei sein können und das motiviert mich zusätzlich!
Bis nach Kona geht es noch eine Weile und nun liegt der Fokus voll auf dem Gigathlon Switzerland, momentan noch eher mental, denn mein Körper braucht noch etwas Regeneration. ;-)
Besten Dank allen Sponsoren sowie meinem Umfeld, welches mich immer unterstüzt!
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