Der diesjährige Inferno Triathlon sollte eines der Highlights der Saison werden. Die Vorbereitungen verliefen optimal und ich freute mich riesig im starken Feld an den Start zu gehen. Am Vortag fühlte ich mich irgendwie nicht so gut, hatte ein bisschen Kopfschmerzen und so. Ich war mir sicher, dass ich gut schlafen kann und mich am Morgen wieder gut fühle. So war es dann auch. Um 06.30 Uhr fiel der Startschuss im Wasser. Ich befand mich relativ rasch in einer guten Gruppe und konnte teilweise vom Wasserschatten profitieren. Einmal verlor ich kurz die Orientierung, weil ich über längere Zeit nicht mehr nach vorne blickte und ich schwamm tatsächlich fast 90 Grad in die falsche Richtung. Ich konnte aber wieder zur Gruppe aufschliessen. Nach gut 47 Minuten kam ich aus dem Wasser und war sehr überrascht, wie gut es lief. Ich freute mich auf die Velostrecke und konnte von Anfang an eine gute Pace anschlagen. Bis zum Beatenberg verlief alles prima, ich konnte einige Plätze gut machen und war ungefähr an 9. oder 10. Position. Es ging auf die Abfahrt zu und meine Devise war ganz klar: "Kein unnötiges Risiko, auch nicht über langsame Autos aufregen, man kann das Rennen nicht mit dieser Abfahrt gewinnen". Ich fuhr die vielen Kurven in einem angepassten Tempo und ich wurde nicht mal gross vom Verkehr aufgehalten. Sogar ein Reisecar liess mich passieren. Kurz darauf gab es eine längere gerade. Ich fuhr relativ schnell, aber dennoch kontrolliert. Von links kam ein offizielles Motorrad vom Veranstalter und filmte mich von links. Ich liess mich nicht ablenken, nahm dieses aber wahr. Nach einigen Metern fuhr das Motorrad direkt vor mir und filmte mich von vorne. Ich fuhr weiter und konnte den Verlauf der Strasse leider nicht erkennen, da mir das Motorrad die Sicht verdeckte. Auf einmal bemerkte ich, dass die Strasse nicht mehr geradeaus weiterläuft, sondern nach links drehte. Ich begann mit dem Bremsmanöver, wollte auf jeden Fall verhindern, dass ich nicht in die Leitplanke prallte. Durch den abrupten Bremsvorgang flog ich per Salto über den Lenker und prallte mit voller Wucht mit dem Rücken auf den Asphalt kurz vor der Leitplanke. Ich schlitterte weiter unter der Leitplanke hindurch und der Sturz endete im Abhang der Strasse hinter der Leitplanke. Ich hielt mich mit der linken Hand am Sattel des Velos fest. Dieses verhakte sich an den Stützen der Leitplanke. Mir schossen verschiedene Gedanken in folgender Reihenfolge durch den Kopf: 1. "Hoffentlich ist das Velo nicht kaputt und ich kann weiterfahren." 2. "Scheisse, mein Rücken schmerzt so sehr, ich glaube ich kann nicht mehr weiterfahren. Hoffentlich bin ich bis Elba wieder fit." 3. "Ich liege hier neben der Strasse und niemand sieht und hört mich!" 4. "Hoffentlich kann ich meine Beine bewegen." Während diesen Gedanken fuhren meine ersten Verfolger oben an der Strasse vorbei. Niemand sah oder hörte mich. Eine gefühlte Ewigkeit später hielt ein Motorradfahrer an und kam zu mir. Ich war sehr erleichtert, musste mich aber noch immer mit der linken Hand am Sattel festhalten, damit ich nicht weiter den Hang hinunter rutschte. Er alarmierte die Sanität und ich fragte ihn, ob er meine Beine berühren könne - ich fühlte alles und war sehr erleichtert. Samariterinnen kamen zuerst und versuchten mich mit Seilen zu stabilisieren. Die Lage war sehr sehr ungünstig. Sie sprachen ständig mit mir und ich fühlte mich gut betreut, obwohl ich irgendwann stark zu zittern begann. Rasch später kam auch schon der Rettungswagen und ich bekam Schmerzmittel. Diese machten die ungünstige Lage dort neben der Strasse ein wenig angenehmer. Da der Verdacht auf eine Rückenverletzung gross war, konnten sie mich nicht einfach hochziehen und die Feuerwehr wurde alarmiert. Anschliessend bekam ich die ganze Rettungsaktion nur im Delirium am Rande mit. Ab dem Zeitpunkt, als ich den Sattel loslassen konnte, liess ich mich gehen und war fast weggetreten. Mit einer Drehleiter, die als Kran diente, zogen mich die Feuerwehrleute aus der besch******* Situation. Obwohl ich ständig bei Bewusstsein war, realisierte ich erst im Spital wieder richtig, wo ich bin. Ich freute mich dann sehr als ich Meli und auch Jan sah. Meli war locker drauf, was mich aufmunterte. Ihre Situation stellte ich mich auch nicht gerade lustig und angenehm vor. Die Untersuchungen ergaben, dass ich sehr viel Glück hatte. Eine starke Prellung am Rücken und eine Riss-Quetsch-Wunde am Schienbein waren "alles". Die Schmerzen im Lendenbereich waren stark, aber ich wusste, dass nichts kaputt ist. Nach einer Nacht im Spital konnte ich es verlassen und bin zurzeit immer noch im Heilungsprozess. Es geht mir täglich besser und ich freue mich wieder, wenn ich wieder in der Turnhalle arbeiten kann und mit lockerem Training beginnen darf. Ich bedanke mich ganz herzliche bei allen Helfern an der Unfallstelle und im Spital. Ihr habt alle einen super Job gemacht, ich fühlte mich ständig gut betreut. Merci vielmol!! Der grösste Danke geht aber an Meli. Sie war von Anfang an positiv und hat alles gemanagt. Das Spital verliess sie nach der offiziellen Besuchszeit und kam am nächsten Tag sofort wieder. Danke Meli! Das letzte Saisonhighlight habe ich nun leider streichen müssen. Ich hoffe es reicht bis Ende September um zumindest wieder schmerzfrei zu sein, aber die nötige Form für eine Langdistanz werde ich bis dann nicht hinbekommen. Deshalb ist meine Saison vorzeitig beendet. Vielleicht reicht es dann noch für den einen oder anderen Lauf, aber das sehe ich nun als Supplement. Nach Elba reisen wir aber dennoch und ich bin dann erster Fan von Gabriel Hopf! Nun habe ich genügend Zeit, um die Pläne für 2016 zu schmieden. Doch noch ein paar Fotos (nicht verlinkt) und die Rangliste.