Die Beine meinten "nein", der Kopf sagte "ja" - der Kopf gewann!
Nach einer harten Trainingswoche, u.a. mit einem Trainingslauf auf das Schilthorn, waren meine Beine doch ziemlich müde. Der Schaffhauser Triathlon diente als letzte grössere Vorbereitung für den Inferno Triathlon, der in zwei Wochen im Berner Oberland stattfinden wird.
Bereits am Vorabend jammerte ich über müde und schwere Beine.
Auf das Rennen freute ich mich riesig, einerseits weil Schaffhausen meine Heimat ist, andrerseits startete ich zum ersten Mal über die Langdistanz (5.1/59.6/15.1).
Beim Schwimmen im Rhein versuchte ich jeweils die idealste resp. schnellste Linie in der Strömung zu finden, wobei ich mir sicher bin, diese nicht immer gefunden zu haben. Fast verpasste ich den Schwummausstieg, weil ich eine Schwanenfamilie als Schwimmleine deutete und musste so plötzlich ziemlich zügig den Rhein queren. Als 14. kam ich in die T1. Meine Wechselzeit konnte sich dieses Jahr auch sehen lassen. Dies war vor allem dem erstmaligen Einsatz von Triathlon Schuhen zurückzuführen, die mir den Einstieg direkt auf dem Velo ermöglichten.
Nach der Wechselzone sah ich bereits Pascal Preisig auf dem Velo und hoffte, wir könnten auf dem Velo zusammenarbeiten. Leider konnte Pascal die Pace nicht mithalten und ich wusste auch, dass ich nur auf dem Velo Zeit auf ihn gutmachen konnte, die ich dann auf der Laufrunde wieder einbüssen würde.
Nach einigen Überholungen, befand ich mich in einer Vierergruppe bis nach Opfertshofen. Nach der Dorfausfahrt setzte ich mich bei der Abfahrt ab und ich war alleine unterwegs. Beim Aufstieg nach Thayngen in Richtung Dörflingen, erwähnte einer am Streckenrand, dass ich zurzeit auf Position zwei sei. Das hiess also, dass nur noch Jan van Berkel vor mir lag. Von da an versuchte ich die schweren Beine völlig wegzudenken und kurbelte weiter den Anstieg hoch. Beim nächsten Flachstück sah ich David Günthardt, der zu mir aufschloss. Er meinte er müsste kurz "verschnaufen" und dann werde er mir helfen. Dies tat er dann auch und wir absolvierten den Rest der ersten Runde und die ganze zweite gemeinsam. Auf den Flachstücken hatten wir in der zweiten Runde noch einige Windschattengelegenheiten bei den Kurzdistanzlern. Bei den Aufstiegen waren wir jeweils vorne weg. David und ich erreichten zusammen T2 und ich bog zuerst auf die Laufstrecke ein. Nach ungefähr einer Minute überholte er mich und ich konnte vorerst nicht folgen. Doch dann pendelte sich ein 10-15-Sekunden Abstand ein und ich sah ihn immer vor mir. Ich versuchte die Pace zu halten. Die noch schwereren Beine versuchte ich immer wieder zu vergessen. Das lief auch ganz gut, bis vor dem Anstieg in Gailingen in der zweiten (von zwei) Runde, wo Jan Walter zuerst mich und dann auch gleich David überholte. "Ok", dachte ich mir, "jetzt muss ich taktieren." Ich sah, dass David nicht mehr ganz so flüssig lief und Jan Walter ebenfalls nur wenige Sekunden vor uns lag. Alles verlief weiterhin ruhig und ich konnte mich immer ein bisschen mehr annähern. Und dann 500m vor dem Zieleinlauf passierte es, David schaut zurück, sah mich, ich versuchte mein Tempo zu erhöhen. Von hinten hörte ich nur "hopp Pascal", ich schaute zurück und sah Pascal Preisig direkt hinter mir. "Jetzt nur nicht die Nerven verlieren", sagte ich mir. Ich erhöhte die Pace nochmals und konnte vor Pascal in die letzte enge Kurve einbiegen, so dass er nicht an mir vorbeilaufen konnte. Dann orientierte ich mich wieder nach vorne zu David. Jetzt kamen meine Fast-twicht-Fasern zu Einsatz: Ich sprintete so schnell ich konnte und überquerte praktisch gleichzeitig die Ziellinie mit David (Zeiten: siehe Resultate). Nach dem Zieleinlauf konnte ich mich nicht mehr auf den Beinen halten und ich sackte zusammen - daher die Pflaster auf meinen Beinen ;-). Erst mit dem Blick auf die Resultate wurde mir klar, wie eng der Wettkampf ausging. Die Ränge 2 bis 6 lagen, nach über drei Stunden, nur 20 Sekunden auseinander. Ich freue mich riesig über diesen Podiumsplatz (3. Overall, 2. in der Hauptklasse). Das Schöne am Resultat ist vor allem, dass mein Kopf gegenüber den Beinen gewonnen hat. Ich weiss jetzt, dass man nicht immer auf den Körper hören muss in solchen Wettkampfsituationen. Ich versuche das "Hören" weiterhin auf die Trainingsperioden zu legen. Schön war auch das Hauptklasse Podest, neben Ironman-Pro Jan van Berkel und meinem RS-Kollegen Pascal Preisig, mit dem ich anfangs Jahr die ersten grösseren Einheiten in Spanien absolvierte. Auch den zweien, herzliche Gratulation! Auch ein grosses MERCI an die "Hopp-Sami"-Rufe am Streckenrand! Rangliste: 1. Jan van Berkel 3:02.00,8 2. Jan Walter 3:10.10,2 3. Sami Götz 3:10.22,0 4. David Günthardt 3:10.22,1 5. Pascal Preisig 3:10.29,3 6. Waldemar Grichting 3:10.30,9 Rangliste LD Männer (overall)