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AutorenbildSami Götz

Victory Day – Age Group Sieg und Gewinn an mentaler Stärke


Die Vorgeschichte

Mein letzter Triathlon-Start liegt acht Monate zurück. Damals begann meine Leidensphase mit der „Rippengeschichte“. Eine klare Diagnose hatte ich nie, das Problem lag irgendwo in der Zwischenrippenmuskulatur (Interkostalmuskulatur). Mit vielen Physiositzungen und gezieltem Krafttraining konnte ich die Probleme vermindern, doch zu 100% schmerzfrei war ich nie.

Seit Dezember 2016 konnte ich aber meine Saisonvorbereitungen in den Angriff nehmen. Zwei super Wochen mit meiner Freundin Meli verbrachte ich auf Fuerteventura. Dort konnte vor allem wieder an Motivation gewinnen und wusste, dass für den Saisonstart 2017 noch alles drin liegen würde. Über die Wintermonate in der Schweiz sammelte ich einige Trainingsstunden auf den Langlaufskis, ja sogar Belastungseinheiten baute ich wieder in meinen Trainingsplan ein.

Die Vorbereitung

Im April leitete ich mit meinem Team- und Coachingkollege (www.dayx.ch) Ramon das Gigathlon Camp in Camrbils, wo wir auch selbst zum Trainieren kamen. Vor allem die Laufeinheiten haben mich sehr auf die bevorstehenden Wettkämpfe gestimmt, denn beim Laufen kamen zuvor des Öfteren meine Beschwerden wieder.

Ende April stand dann als kleiner, aber optimaler Zwischenhalt der Rheintal Duathlon auf dem Programm (übrigens: mein erster Duathlon überhaupt). Dort konnte ich wieder ins Wettkampfgeschehen einsteigen, die Leistung war ok, aber nicht überragend.

Das vergangene Wochenende stand schon lange in meiner Saisonplanung 2017: Challenge Lissabon. Die erste Mitteldistanz im Ausland, das erste Mal in Portugal.

Die Vorzeichen

Anfangs Woche waren die Vorzeichen alles andere als gut. Der Montag begann mit einer Erkältung und einem stetigen Unwohlsein, halt so wie man es kennt, wenn man am Kränkeln ist. Am Donnerstag flog ich dann in die portugiesische Hauptstadt. Am Tag danach wollte ich eigentlich auf der Strecke meine letzten kurzen Einheiten absolvieren. Ein bisschen Laufen lag drin, doch ich konnte mir überhaupt nicht vorstellen, mich über vier Stunden zu quälen.

Am Samstag ging es mir dann wesentlich besser. Meine Eltern reisten ebenfalls nach Lissabon. Einerseits um die Stadt zu besichtigen, andererseits um mich am Streckenrand anzufeuern ;-) . Zusammen konnten wir am Samstagmorgen die Altstadt besuchen (hat sich auf gelohnt!) und ich kam wieder ein wenig in Bewegung. Am Nachmittag konnte ich noch eine kurze Schwimmeinheit im Rio Tejo (Fluss in Lissabon) absolvieren und mich auf den Zick-Zack-Kurs vom Sonntag vorbereiten. Nach dem Schwimmen konnte ich mir die Belastung vom nächsten Tag wieder einigermassen vorstellen und meine Zuversicht stieg an.

Die Vorführung resp. der Tag X

Der Tag begann wie ein normaler Wettkampftag, das heisst der Wecker meldet sich 04.45 Uhr, dann Frühstück, Wettkampfablauf im Kopf durchgehen, letztes Material einpacken, eincremen und ab zum Wettkampfgelände. Dort nochmals meinen Startplatz checken, Warm-up, einschwimmen und Startschuss:

Es wurde in Wellen gestartet, wobei bei den ersten beiden Wellen die Pro’s starteten und ich kam dann in der dritten Welle. Ich startete definitiv zu langsam und kam prompt ins Getümmel. Arme, Ellbogen und ausschlagende Beine waren meine direkten Konkurrenten in diesem Moment. So stark habe ich das noch nie erlebt. Das lag wohl daran, dass die erste Boje nicht allzu weit weg war und sich sofort ein Trichter aller Athleten bildete. Ich kam aber dann doch irgendwie in eine bessere Position und konnte die erste Boje „angenehm“ umschwimmen. Auf der zweiten Länge des 1900m langen Kurses, konnte ich über eine längere Strecke vom Wasserschatten eines Athleten profitieren. Danach stellte ich fest, dass sich eine Gruppe einige Meter weiter vorne bildete und versuchte dort den Anschluss zu finden. Es klappte nicht ganz, aber ich kam immerhin näher zur Gruppe hin. Nach 26:57 Minuten stieg ich aus dem Wasser und wechselte aufs Velo. Beim Aufsteigen aufs Velo gab es ein Geräusch, was ich anfangs nicht einordnen konnte. Doch nach den ersten Pedalumdrehungen bemerkte ich, dass meine Sattelstütze nach unten gerutscht war. Anscheinend zog ich die Klemmschraube zu wenig stark an. Ja, bei der Testfahrt bin ich auch nicht aufs Velo gesprungen. Auf der ersten Hälfte des 22.5 km langen Rundkurs ärgerte ich mich über diese Dummheit und überlegte mir, was ich jetzt tun soll. Ich konnte immerhin in die Pedalen treten und kam vorwärts. Obwohl die 2.5 cm zu tiefe Sattelhöhe schon unangenehm waren, versuchte ich das so über 90km durchzuziehen und im Kopf positiv zu bleiben.

Die vier Runden über den gesperrten Highway konnte ich in einem Negativ-Split (also jede Runde etwas schneller) absolvieren. Nach 2 Stunden und 16 Minuten kam ich zurück in die Wechselzone und wusste eigentlich nicht genau, wo ich in meiner Altersklasse lag. Ich wusste, dass ich auf der Velostrecke einige Athleten überholt habe, sogar einer der Pro Kategorie, die 10 Minuten vor uns gestartet waren. Also allzu schlecht lag ich nicht drin, aber irgendwie war und ist es schon komisch ein Renne zu bestreiten und nicht zu wissen, wo man steht. Aber das ist nun halt mal so mit den Age Groups in den Challenge und Ironman Serien.

Die ersten Kilometer auf der Laufstecke liefen sehr gut, die Beine machten alles mit und ich hatte bis dahin ein gutes Gefühl. Aber ab ca. km 8 begannen die bekannten Schmerzen im Rippenbereich und ich hatte keine andere Wahl, als das Tempo zu reduzieren. Ich versuchte auf die Atmung zu achten und die Schmerzen in den Griff zu kriegen. Dies gelang mir teilweise, doch leider nur mit einem Gang tiefer als erhofft. Die spätere Viertplatzierte holte mich nach ca. 10km ein und ich konnte ihr leider nicht folgen. Einige Kilometer später tauchte sie wieder auf und ich war an ihr dran, merkte, dass sie auch ein wenig zu hadern hatte. Ich überholte sie und sie folgte mir. Ich wusste, dass mir dies helfen würde, wieder kontrollierter zu laufen. Genau so kam es und wir absolvierten die nächsten eineinhalb Runden gemeinsam, danach verlor sie etwas an Terrain. Für mich spielte das keine Rolle, ich wusste, dass ich jetzt mein Tempo einfach noch durchziehen wollte.

Das Ziel erreichte ich dann nach einer Laufzeit von 1 Stunde und knapp 27 Minuten. Als erstes musste ich mich im Ziel in eine entlastende Dehnposition bringen (siehe Foto).

Die 4:13:51 Stunden Gesamtzeit reichten dann für den 22. Rang Overall und den Sieg in meiner Age Group. Für ganz zuoberst aufs Podium hat’s nicht geklappt. Der eigentlich Disqualifizierte wurde bis zur Siegerehrung noch gewertet und ich musste mich vorübergehend mit dem 2. Rang begnügen. Natürlich konnte ich mich später noch über den 1. Rang freuen!

Das tollste Gefühl im Ziel war aber nicht unbedingt der Kategoriensieg, sondern das Wissen, dass ich mit einer nicht optimalen Vorbereitung und einigen Rückschlägen während des Rennens, meine optimale Leistung abrufen oder diese sogar mit mentalen Spielchen überlisten konnte. Für mich der "nächste Schritt".

Vielen Dank an meine Eltern für die Unterstützung vor Ort und natürlich auch sonst!

Weiter ein grosses MERCI an meine Sponsoren DT Swiss und Mizuno, sowie an die Team Sponsoren des Free Mountain Racing Teams! Zudem lief mein neues Scott Plasma hervorragend: Well done Mike and Säschu, the mechanics!

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